Zum Ergebnis einer europaweiten Erhebung der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) zu Gewalt an Frauen sagte Schwarz: "Die Zahlen sind dramatisch." Der Studie zufolge habe EU-weit jede fünfte Frau angegeben, Opfer sexueller Gewalt geworden zu sein, jede zweite Frau sei bereits sexuell belästigt worden. Zudem sei eine steigende allgemeine Frauenfeindlichkeit zu beobachten. "Das zeigt uns, dass wir daran arbeiten müssen, Frauen ein anderes Selbstverständnis zu geben", so Schwarz. Mehr als die Hälfte der niederösterreichischen Bevölkerung sei weiblich. "Frauen sind damit eine tragende Säule in der Gesellschaft und zunehmend auch eine Säule der Wirtschaft", so die Landesrätin. So habe Niederösterreich beispielsweise eine hohe Frauenerwerbsquote.
Schwarz fordert Wahlfreiheit bei Lebensgestaltung
Vor 100 Jahren haben Frauen für ihr Wahlrecht gekämpft, dieses sei heute immer noch ein Thema, und zwar im Sinne der Lebensgestaltung, so Schwarz. "Das Wahlrecht, für das wir gekämpft haben, müssen wir nun auch für unsere Lebenswege erzielen. Da darf es keine Rückschritte geben, indem die Politik Frauen vorschreibt, wie sie zu leben haben." Familienpolitischer Ansatz in Niederösterreich sei daher, dass Frauen und Familien selbst entscheiden können, welchen Weg sie bei der Umsetzung ihrer beruflichen und familiären Vorstellung gehen möchten. "Das bedeutet volle Wahlfreiheit bei der Berufsentscheidung und volle Wahlfreiheit beim beruflichen Lebensweg", so Schwarz. Man müsse Frauen Mut machen, nicht nur in die klassischen Lehrberufe zu gehen. Damit könne man auch ihre Talente zum Vorschein bringen, die in ihnen schlummern. Dass sich Frauen mit verschiedenen beruflichen Themen auseinandersetzen, insbesondere auch technischen Berufen, zeige beispielsweise der steigende Frauenanteil an der Technischen Universität Wien.
Politik soll Rahmenbedingungen schaffen
"Aufgabe der Politik ist es, die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu schaffen", so Schwarz. Gemeinsam mit dem Bund werde daher am Ausbau der Kinderbetreuungsmöglichkeiten gearbeitet. "Es braucht Angebote, wo sich jeder nehmen kann, was er braucht", so Schwarz. Wünschenswert wäre es außerdem, wenn beide Teile, nämlich Mütter und Väter, Aufgaben der Kinderbetreuung übernehmen würden. So sei im NÖ Landesdienst beispielsweise der Papa-Monat eingeführt worden.
Frauenberatungsstellen stehen bereit
Insgesamt gibt es in Niederösterreich zehn Frauenberatungsstellen mit sieben Außenstellen. "Dort werden Frauen gut beraten und gut betreut", so Schwarz. Das Gewaltthema sei eine gemeinsame Verantwortung: "Je mehr wir unsere Frauen stärken, je mehr Selbstvertrauen sie haben und je sicherer sie sich in ihrer Rolle zwischen Beruf und Familie fühlen, desto besser wird es uns gelingen, das Thema Gewalt in den Griff zu bekommen", so Schwarz. Auch den Frauen müsse es gelingen, ihren Söhnen, die oftmals das Rollenbild ihres Vaters übernehmen, ein anderes Rollenbild weiterzugeben. Kinder, die erleben, dass Konflikte über Gespräche in der Familie gelöst werden, würden dies auch später so weiterführen.
Unterstützung über Gewaltprobleme hinaus
"Das Angebot der Frauenberatungsstellen ist sehr vielfältig", ergänzte Elisabeth Cinatl, Sprecherin der Frauenberatungsstellen. Unterstützung erhalten Frauen dort nicht nur betreffend sexueller und körperlicher Gewalt, sondern auch bei Problemen wie Partnerschaftskonflikten, Wohnungssuche, Erziehungsproblemen, wirtschaftlichen und sozialen Krisen oder Wünschen zur persönlichen Entwicklung. "Wir sind ein Sprachrohr für Frauen, die ihre Stimme nicht erheben können", so Cinatl. Frauen könnten jederzeit kommen, wenn sie eine Information benötigen. Die Frauenberatungsstellen verstünden sich auch als "Informationsdrehschalter".
Veränderung in der Gesellschaft
Die Wichtigkeit der Frauenberatungsstellen neben vielen weiteren Beratungsstellen betonte Cinatl darin, dass diese auch den strukturellen Kontext mitdenken. Es gehe also einerseits darum mit den Klientinnen zu arbeiten und jedes Problem als individuelles anzusehen und andererseits um einen gesellschaftspolitischen Auftrag: Die Frauenberatungsstellen seien demnach keine Non-Profit-Organisationen, sondern "Social-Profit-Organisationen", "denn sie bringen der Gesellschaft sehr viel", so Cinatl.